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Chronik

 

 

Gründung und Geschichte einer Dorfmusik
(geschichtlicher Abriss von den Gründungstagen bis ins Jahr 1978)

Ein Dorf ohne Musikverein gleicht einer Suppe ohne Salz. So mögen damals einige Initianten gedacht haben, als sie sich mit dem Wunsch befassten, eine Dorfmusik zu gründen. So kam es denn kurz nach der Jahrhundertwende dazu, dass sich um die zwanzig junge Burschen zusammenfanden und den Entschluss fassten, eine Musik zu gründen. Zum erstenmal wurde zwar schon in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Verein unter dem Namen Harmoniemusik gegründet, der jedoch nicht von langer Dauer war. Erst zehn Jahre später wurde laut Gründungsprotokoll vom 20. September 1903 im alten Rathaus in Gersau beschlossen unter dem Namen "Jungmusikgesellschaft Gersau" ein neuer Verein ins Leben zu rufen, mit dem Zweck, junge Blasmusikanten auszubilden. Als erster Dirigent, der zugleich auch das Amt des Präsidenten inne hatte, wurde Herr Josef Nigg (Vater des im letzten Jahr verstorbenen Ehrendirigenten Konrad Nigg) gewählt. Mit viel Zeitaufwand und grosser Geduld wurde den Anfängern das Notenlesen beigebracht, bevor man zur Ausbildung an den Instrumenten gehen konnte. Unter denkbar primitiven Umständen und mit spärlichen Mitteln behauptete der junge Verein sein Dasein in den ersten Monaten. So wurde es möglich, dass man schon im folgenden Jahr 12 bis 15 mal bei weltlichen und kirchlichen Anlässen mitwirken konnte. Wie im Protokoll festgehalten ist, trat die Feldmusik Gersau am 15. Mai 1904, anlässlich eines Schützenfestes, zum erstenmal an die Öffentlichkeit.

Rückschläge und Enttäuschungen blieben verständlicherweise auch diesem jungen Verein nicht erspart. So liest man in den Protokollen der ersten Jahre sehr viel von vereinsinternen Uneinigkeiten, mit nachfolgenden Austritten von Gründungsmitgliedern. An einer Versammlung vom 22. August 1904 wurden unter anderem drei Mitglieder namentlich ermahnt, den Vereinsverpflichtungen besser nachzukommen, ansonst sie vom Verein ausgeschlossen würden. Durch erneute Mitgliederwerbung und unermüdliche Probenarbeit des Dirigenten konnte sich der junge Verein immer wieder von den Rückschlägen erholen.

Bereits an einer Versammlung vom 1. November 1911 wurde auf Antrag des Dirigenten beschlossen, statt der vorgesehenen Uniformierung, neue Instrumente anzuschaffen, was wichtiger sei.

Ein erster Höhepunkt in der Geschichte der damaligen Feldmusik, mit einem Bestand von ca. 25 Mann, war wohl der Besuch des Luzernischen Musikfestes in Kriens am 24. Mai 1914. Resultat: Lorbeerkranz im 2. Rang der II. Kategorie.

Während den Jahren des Ersten Weltkrieges, und noch einige Zeit darüber hinaus, blieb es auch um unseren Verein ruhig, da die Direktion gesundheitlich sehr viel verhindert war.

Erst wieder anfangs der zwanziger -Jahre, unter der Direktion von Herrn Oberlehrer Anton Künzli, wurde wieder intensiver musiziert. Die erste Uniformierung erfolgte im Jahre 1926, laut Vertrag mit der Firma Seeholzer, Affoltern am Albis, vom 3. Juni - 23 Uniformen (grüner Rock, schwarze Hose, grüne Mütze und echt lederne Notentasche) zum Preis von Fr. 150.-- Mann. Jedes Mitglied hatte Fr. 10.-- an die Uniform zu entrichten. Weitere Neuuniformierungen erfolgten im Jahre 1953 durch die Firma Gränicher, Luzern, an welchem Anlass zugleich die erste Vereinsfahne eingeweiht wurde, und im Jahre 1973, als wir die jetzige Uniform erhielten. Ebenfalls im Jahre 1926 wurde der erste, nachweisbar von der Feldmusik durchgeführte Klausenumzug organisiert, dem dann in kleineren und grösseren Zeitabständen bis zum letzten im Jahre 1975 acht weitere folgten.

Dem Schwyzer Kantonalen Musikverband ist die Feldmusik Gersau erst nach längerem Verhandeln mit dem Kantonalvorstand im Jahre 1928 beigetreten, und bereits am 26. Mai 1929 wurde das Kantonale Musikfest in Goldau besucht. So wurden in den folgenden Jahren zahlreiche kantonale und ausserkantonale Anlässe, mit mehr oder weniger Erfolg, besucht, und wenn das angestrebte Resultat auch nicht immer erreicht wurde, so ist doch bei jedem Wettbewerb in musikalischer sowie auch in kollegialer Hinsicht für jeden, der Freude an der Musik hat, etwas geblieben. Als einen Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte kann zweifellos der Besuch des Eidgenössischen Musikfestes. -am 18. und 19. Juni 1966 in Aarau genannt werden. Mit der Ouvertüre -«Zitadella» von A. Benz und dem «Söldnertanz» von Stephan Jäggi spielten wir in der III. Klasse mit dem Prädikat sehr gut und bei der Marschmusik «Marsch der Grenadiere» von H. Honegger, vorzüglich. Dieser schöne Erfolg war zum grössten Teil das Verdienst unseres damaligen Dirigenten, Heinrich Camenzind, der in endlosen Spezial- und Gesamtproben seine Freizeit opferte um unsern Verein auf einen grünen Zweig zu bringen. Es sei ihm diese Arbeit hier nochmals speziell verdankt.

Als grossen Erfolg für unseren Verein und seine Mithelfer konnten die Durchführungen der Musiktage 1933, 1953 und 1964 gewertet werden. An all diesen Tagen erlebten viele auswärtige Musikvereine und eine überaus grosse Besucherzahl, ein fröhliches, gut organisiertes Fest, an das sich die ältere Generation noch gerne mit leisem Stolz erinnert.

Wenn dann nach langen Vorbereitungsarbeiten und grossem Festrummel die Stürme dieser Feste wieder vorbei waren, wurde in aller Ruhe abgerechnet und Rückschau gehalten, ob sich der grosse Aufwand an Arbeit und Umtrieben auch gelohnt habe. War dann nach erster Abrechnung auch ein finanzieller Erfolg festzustellen, so war die Freude und Erinnerung an die Festlichkeiten erst recht spürbar. Wenn es die Finanzlage endlich wieder einmal erlaubte, dann wurde in früheren Jahren hin und wieder ein gemütlicher Abend beschlossen und abgehalten. Bei diesem Anlass durften natürlich auch die Musikantenfrauen mit dabei sein, die ja bekanntlich während des Jahres manchen Abend allein daheim sind und auf die Heimkehr des Musikanten warten müssen. In den meisten Fällen wurde für diesen Anlass ein Freitagabend gewählt, um jene mit der grössten Ausdauer nicht vorzeitig heimschicken zu müssen, denn vom Samstag auf den Sonntag gab es keine Verlängerung der Polizeistunde. Normalerweise gab es zum Anfang Spaghetti Napolitaine um den grössten Hunger zu stillen, denn die Hauptmahlzeit erfolgte wegen dem damals noch gültigen Freitagsgebot erst um Mitternacht. Nachher wurde natürlich Unterhaltung in allen Variationen geboten und dazwischen getanzt bis man den Heimweg ohne Laterne fand. 

Als Ersatz für diese Abendanlässe beliebten dann in den späteren Jahren je länger je mehr die Vereinsreisen. Die Feldmusik Gersau begab sich seit ihrem Bestehen, nebst einigen kleineren Vereinsausflügen 10 mal auf Reisen. 3 Schweizerreisen, 3 mal nach Deutschland (wovon 2 Konzertreisen ohne finanzielle Belastung für die Vereinskasse) 2 mal nach Italien, 1 mal nach Mallorca und 1 mal nach Oesterreich. Ganz bestimmt sind durch diese schönen Reisen die meisten Musikanten in Länder und Gegenden gekommen, die sie sonst nie gesehen hätten. Es wäre aus der Tätigkeit des jubilierenden Vereins noch zu erwähnen, die Durchführung einiger Theaterstücke an Stelle der Theatergesellschaft in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, das Organisieren einiger grosser und gut gelungener Fasnachtsumzüge, bei denen jedoch für die grosse Fronarbeit der Mitglieder, dem Verein finanziell wenig oder gar nichts übrig blieb. Das Montieren und der Betrieb des eigens erbauten Karussells jeweils am Martinsmarkt und die jeweilige Bescherung der Musikantenkinder am Klausabend. Sicher ein vollgerüttelt Mass an Arbeit nebst den vielen Proben und Aufführungen, für die sich eine grosse Zahl der Mitglieder immer wieder spontan zur Verfügung stellte. 

Ein weiterer Beweis kameradschaftlicher Zusammenarbeit in unserem Verein ist das neue Festzelt, das in den  letzten Jahren geplant und konstruiert wurde. In hunderten von Fron- und Freizeitstunden wurde dasselbe in unermüdlicher Arbeit von einigen Musikanten ohne fremde Hilfe erstellt.

Zu guter Letzt musste noch eine Materialbaracke erstellt werden, damit auch das viele Material einigermassen geordnet untergebracht werden konnte. Denn es wäre sinnlos, sich jahrelang um eigenes Festhütten- und Bühnenmaterial usw. zu bemühen, wenn es nicht nachher auch fachgerecht versorgt werden kann. So hoffen wir, für uns im Verein und damit zum Wohle der Allgemeinheit etwas geschafft zu haben, das auf Jahre hinaus gute Dienste leisten wird.

Diese Festschrift wäre unvollständig, wenn nicht in einigen Zeilen jener gedacht würde, die mit ihrem unermüdlichen Schaffen, das schöne Ideal der edlen Blasmusik in unserem Verein gefördert und unterstützt haben. Als erster sei hier unser, leider letztes Jahr verstorbene, Ehrendirigent Konrad Nigg, erwähnt, der während 32 Jahren den Taktstock geführt und uns in hunderten von Proben auf die Konzerte und Produktionen vorbereitet hat. Wieviel Stunden Freizeit hat der Verstorbene wohl für seine liebe Feldmusik geopfert, bis er im Jahre 1961 seiner angegriffenen Gesundheit wegen, den Taktstock niederlegte. Selbst nachher ist er, wenn es nötig war, immer ohne Zögern und bereitwilligst eingesprungen. Ehre und grosser Dank seinem Andenken.

Ebenfalls als grossen Förderer unseres Vereins sei genannt Herr Heinrich Camenzind, Wyssgerbihof, Dirigent von 1961 bis 1976, der sich in unzähligen Stunden, Jahr für Jahr immer wieder um die Heranbildung von Jungmusikanten bemühte. Selbst nebst den vielen Proben und Aufführungen stellte er immer wieder seine volle Kraft bei der Vorbereitung und Durchführung von Anlässen und Umzügen zur Verfügung. Als eigentlicher Konstrukteur und Erbauer unseres vereinseigenen Karussells ist ihm diese Idee zu verdanken, die der Kasse alljährlich einen wohltuenden Zustupf gibt. Sein grösstes Anliegen während seiner Dirigentenzeit war das Eidgenössische Musikfest in Aarau, für das er sich, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, mit ganzer Hingabe einsetzte.

Gesamthaft möchte ich allen Ehrenmitgliedern danken, die sich in irgend einer Weise um unseren Verein verdient gemacht haben, vorab dem Patenpaar anlässlich der letzten Fahnenweihe im Jahre 1973, Herr Kantonsrichter Alois Müller, Baumeister und Frau Kantonsrat Martha Nigg-Hürlimann, Seehotel Schwert. Herr Alois Müller war übrigens während seiner Aktivmitgliedschaft der erstgewählte Reisekassier 1934. Überaus grosses Verständnis und finanzielle Unterstützung durften wir immer wieder von der Firma Camenzind +Co. entgegennehmen, es ist uns daher ein Bedürfnis, ihnen Allen, angefangen beim Seniorchef, Kantonsrat und Ehrenmitglied Josef Camenzind, Minerva, bis zu den heutigen Firmeninhabern den verbindlichsten Dank auszusprechen. Es würde zu weit führen alle Gönner und Wohltäter unseres Vereins namentlich aufzuführen, ich möchte es jedoch nicht unterlassen bei dieser Gelegenheit allen zu danken, die unseren Verein immer wieder unterstützten. Wir Musikanten werden auch in Zukunft keine Mühe scheuen, ihre Grosszügigkeit, wie es in unseren Kräften liegt, mit musikalischen Darbietungen zu verdanken.So schauen wir denn getrost in die Zukunft, in der Hoffnung, es werde über der Feldmusik Gersau auch im nächsten Vierteljahrhundert ein guter Stern leuchten. 

 

Josef Camenzind - Bänziger , 1909 Spenglermeister

Daten und Zahlen

 

Gründung20.September 1903

Gründungsmitglieder 17 junge Burschen mit vorwiegend Gersauer Geschlechtsnamen

Name Jungmusikgesellschaft , später Feldmusik Gersau

1 .Dirigent und PräsidentNigg Josef, Schriftsetzer (Grossvater von Erwin und Kurt Nigg, Gersau

1 .Auftritt15.Mai 1904 ( anlässlich Schützenfest in Gersau )

1. Uniform 1926

1. Vereinsfahne 1953

1. Teilnahme am Kantonalen Musikfest in Luzern 1914

1. Teilnahme am eidg.Musikfest in Aarau 1966

1. Klausenumzug 1926

  

2. Uniform 1953

3. Uniform 1973

4.  Uniform 1995

5.Uniform 2016

  

2. Vereinsfahne 1973

3. Vereinsfahne 1991

  

In Gersau durchgeführte Musiktage 1933, 1953, 1964

  

Durchgeführte Klausumzüge und Klausnächte 14

  

Durchgeführte Vereinsreisen 21

  

Durchgeführte Neu-oder Teilinstrumentierungen 8

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